„Westfälischer Frieden“ – „peace now!“

Vortrag zum Thema „Aktuelle Bedeutung des Friedensschlusses von 1648“ am 13.02.2023 im Cinema Arthouse.

Die Schüler/-innen der BBS Pottgraben waren eingeladen, am 13.02.2023 an einer besonderen Veranstaltung teilzunehmen. Fast 300 sind der Einladung nachgekommen.

Anlass bot der Aufruf u.a. von der Regionalen Landesschulbehörde zur Beteiligung an der Menschenkette zwischen Osnabrück und Münster am 24.02.2023. An diesem Tag sollte sich der Angriff Russlands auf die Ukraine zum ersten Mal jähren. Doch nicht nur in der Ukraine, sondern in vielen Regionen dieser Welt herrscht Unfrieden. In der ganzen Welt sind Waffen mit beinahe unvorstellbarem Vernichtungspotential drohend in Stellung gebracht. Mit der Schöpfung geht der Mensch desaströs um und zerstört Klima und Ressourcen. Diese Themen ins Bewusstsein zu rufen, war Anliegen der Menschenkette. Unter dem Aufruf „Peace now!“ sollte sie zu einer „Friedenskette“ werden. Alle Mitglieder unserer Schulgemeinschaft wurden auch von der Schulleitung der BBS Pottgraben zur Teilnahme an der Friedenskette aufgerufen. Es stellte sich jedoch heraus, dass der Zeitpunkt für die Aktion ungünstig gewählt war. Freitags zwischen 15 und 17 Uhr sind viele schon auf dem Weg ins Wochenende oder noch auf der Arbeit. Sehr bald war klar, dass es eine Extraportion Motivation für die Teilnahme an der Friedenskette brauchte. Die Lehrkräfte und v.a. auch die Schülervertreter/-innen haben sich stark und schließlich erfolgreich bemüht, zur Teilnahme zu motivieren.

Auch inhaltlich sollte ein Beitrag geleistet werden. Münster und Osnabrück gelten als „Friedensstädte“. Vor 375 Jahren fanden nach 30- jährigem Krieg in weiten Teilen Europas die Verhandlungen um den Frieden ein glückliches Ende. Die beiden Städte waren die Orte, in denen vier Jahre lang verhandelt wurde. Mit Frau Prof. Dr. Steffie Schmidt konnte eine Referentin gewonnen werden, die die „aktuelle Bedeutung des Friedensschlusses von 1648“ zielgruppenorientiert zur Sprache bringen kann. Sie ist seit gut einem Jahr Juniorprofessorin für "Geschichte des Christentums" an der Universität Osnabrück und versteht es, das Thema lebendig, kenntnisreich und anschaulich zu präsentieren. Am Montag, 13.02.2023 konnten wir sie genau in dieser Weise erleben. Das Interesse war groß. Schnell hatten wir 284 Anmeldungen und mussten nach einem geeigneten Raum Ausschau halten. Wir haben uns nach einiger Sichtung für den großen Kinosaal im Cinema Arthouse entschieden; uns wurde hier ein „Freundschaftspreis“ gemacht, den wir nicht ausschlagen konnten. Mit dem Akkordeonisten Martin Gehrmann und Hartmut Marks-von der Born als Sänger bot sich die Möglichkeit eines musikalischen Rahmenprogramms. Drei Antikriegslieder von Hannes Wader wurden zum Thema passend dargeboten.

Frau Prof. Dr. Steffie Schmidt machte in ihrem Vortrag deutlich, wie grausam die Kriegsführung und die Begleitumstände des Dreißigjährigen Krieges bereits damals waren. Die politische Lage im frühen siebzehnten Jahrhundert war verzwickt und es wüteten mehrere Kriege gleichzeitig auf europäischem Boden. Ohne den festen Willen, endlich Frieden herzustellen, und ohne die Bereitschaft einer kleinen Gruppe von Verhandlern, unermüdlich zwischen den Parteien für Austausch zu sorgen, Kompromisse schriftlich festzuhalten und sich um Verständnis und die Bereitschaft zu kümmern, sich einzulassen, wären die Verhandlungen wahrscheinlich gescheitert. Es dauerte fast ein Jahr, bis der Friedensschluss gebührend „gefeiert“ wurde. Das ist als Ausdruck zu verstehen, dass weite Teile der Bevölkerung sehr skeptisch gegenüber der Verlässlichkeit der Vertragspartner waren – viele hatten bis dahin in ihrem Leben keinen anderen Zustand als Krieg erlebt. Erst mit der Zeit wirkte sich die Vertragstreue heilsam aus.

Wie aber ließen sich die beschriebenen Erfahrungen auf die aktuelle Situation beziehen? Dieser Frage nachsinnend, wurden bald die Zumutungen sichtbar, die damit verbunden waren und wären. Zur Erreichung des Friedens waren einige harte Kompromisse nötig. Z.B wurde in großem Umfang auf Schuldaufrechnungen und Wiedergutmachungen verzichtet. Auf den derzeit noch „jungen“ Ukrainekrieg übertragen ist das kaum vorstellbar. Damals wurde der Friedensvertrag ein Erfolg. Das lag wohl auch daran, dass damals alle Beteiligten endlich kriegsmüde waren. Doch bei genauem Hinsehen fällt vor allem die entschlossene Geisteshaltung ins Auge, die Lösung des Konfliktes vom Ende her zu denken: Wenn das Ziel „Frieden“ ist, werden Kompromisse und neue Lösungen vorstellbar und schließlich möglich. Auf heute bezogen stellt sich somit die Frage, ob und wann in aktuellen Konflikten die Verantwortlichen bereit sein könnten, ihre Politik vom Ziel „Frieden“ her zu denken und zu betreiben. Darüber hinaus gilt es darauf zu hoffen, dass jenseits allem Kriegsgetöse bereits jetzt geeignete Verhandler/-innen am Werk sind, um Frieden (wieder oder endlich) herzustellen.

Mit diesen und anderen guten Anregungen gingen die Teilnehmenden wieder in ihren Schulalltag. Teilgenommen haben Klassen aus den Bereichen MA, KC, FOW, FOI, FOG, VG, BO, GW, MF, FF, KE, KAI, SL und AK – eine bunte Mischung! Sowohl die Schulleitung als auch die Schülervertreter/-innen nutzten schließlich die Gelegenheit, für die Teilnahme an der Menschenkette zu werben.

Rückblickend war es eine gelungene Veranstaltung. Das ist u.a. der entschlossenen Unterstützung der Schulleitung zu verdanken – besonders in der Person von Holger Witschel. Schulpastor Hartmut Marks-von der Born hat Ideen und einige Beiträge zur organisatorischen und inhaltlichen Gestaltung beigetragen. Dankend hervorzuheben ist darüber hinaus die finanzielle Unterstützung des Fördervereins der BBS Pottgraben. Diese Unterstützung hat es ermöglicht, den Veranstaltungsraum mieten zu können, der sich als überaus passend erwiesen hat.

Ein herzliches Dankeschön für den „Freundschaftspreis“ sagen wir an S & T Kinokunst GmbH/ CINEMA-ARTHOUSE/BlueNote! Darüber hinaus und allen voran gilt der Dank Frau Prof. Dr. Steffie Schmidt für den inhaltlichen Input und Martin Gehrmann für die Musik.

Holger Witschel und Hartmut Marks-von der Born

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