Marketing ist kein Hexenwerk

Kaufleute für Marketingkommunikation

Start-up-Gründer Johannes Hedemann zum “Schulbesuch” zurück am Pottgraben

Das Größte an der Selbstständigkeit für ihn: Kundenzufriedenheit schaffen mit eigenen geistigen Leistungen. Sein Credo: „Marketing ist ein Teil meiner Identität“. Vor gerade mal zwei Jahren schloss er die IHK-Ausbildung zum Kaufmann für Marketingkommunikation erfolgreich ab, inzwischen betreibt Johannes Hedemann (21) eine Werbeagentur neben seinem Studium. Nun stellte er seinen beruflichen Werdegang den Schülerinnen und Schülern der MA22A3 vor, die sich schulisch mit den Themen Selbstständigkeit und Unternehmensgründung befassten.

„Marketing ist ein Teil meiner Identität.“

Den Grundstein seiner Selbstständigkeit legte der Kaufmann für Marketingkommunikation direkt nach seiner IHK-Ausbildung zusammen mit BBS-Pottgraben-Mitschüler Jan Wollbrink: Zu zweit gründeten sie eine GbR und boten seit 2021 als „Hexenkessel Sportmarketing“ Sportvereinen kommunikative digitale Dienstleistungen an. Ihre Ziele: das Vereinsleben beleben durch mehr Zuschauer, die zu Spielen kommen, junge Zielgruppen gewinnen und das Vereinsimage aufpolieren durch einen angemessenen digitalen Auftritt.

Konzepte für Social-Media-Kanäle maßschneidern, das Erstellen von Post-Vorlagen, die dem Verein ein strukturiertes Bearbeiten der Social-Media-Kanäle erleichtern, aber vor allem auch die konkrete Betreuung der sozialen Netzwerke, gehören zum Hexenkessel-Portfolio. Relevanter Content für die Vereine sind Mannschafts-Reports, Spielpläne und Spielergebnisse. Spontaner Zuschauerzuwachs entsteht durch zeitnahe Info der Follower am Spieltag. Johannes Hedemann begleitet deshalb auch schon mal Mannschaften bei Auswärtsspielen im Bus und liefert Aktuelles über den Liveticker.

Attraktives Werbeumfeld für Sponsoren nutzen

„Gute Vereinsseiten im Internet sind ein ultra-attraktives Werbeumfeld für Sponsoren. Diesen Nutzen kommunizieren wir, damit die Werbeflächen besetzt werden. So fließen dem Verein Einnahmen zu.“ Mit dem TuS Bersenbrück und dem SV Alfhausen als Kunden unterstützt „Hexenkessel“ aktuell einen Landes- und einen Kreisligisten. Zielgruppe ist aber grundsätzlich der Amateurfußball deutschlandweit.

„Du bist nie ganz offline.“

Die Reaktionszeiten sind kurz im Sport. Viele wichtige Spiele finden quasi gleichzeitig an den Wochenenden statt, die Informationen sollen den Fans zeitnah zur Verfügung stehen. Ein großes Pensum sei das, so Hedemann. „Du bist nie ganz offline, bist da als Ansprechpartner und musst reagieren.“ Hinzu kommt, dass sich der Kundenstamm nach und nach durch Kunden von außerhalb des Vereinssports erweiterte. So lernte Johannes Hedemann durch seine Hexenkessel-Tätigkeit Businesskunden im Umfeld der Sportvereine kennen, die er inzwischen strategisch berät und kommunikativ betreut. „Mundpropaganda ist ein Riesenthema in der lokalen Wirtschaft“, betont Hedemann. Die ursprüngliche Gesellschaft „Hexenkessel Sportmarketing“ ist nun ein Geschäftsfeld der von Johannes Hedemann geführten hexenwerk Werbeagentur.

Ein unternehmerischer Umbau stand an, nachdem Mitgründer Jan Wollbrink die Gesellschaft wegen eines interessanten Job-Angebots verließ. Auch Johannes Hedemann, der an der Hochschule Osnabrück Cognitive Science studiert, kann sich langfristig eine berufliche Zukunft im Angestelltenverhältnis durchaus vorstellen. Im Moment baut er allerdings auf die „unfassbar gute Praxiserfahrung“, die er durch die Selbstständigkeit neben seinem Studium sammelt.

Stefanie Gerwesmann

 

Ein paar Fragen an Gründer Johannes Hedemann

Stefanie Gerwesmann: Worin bestehen denn die „unfassbar guten Praxiserfahrungen“, die du durch die Selbstständigkeit gewinnst?

Johannes Hedemann: Die kreative Entfaltung ist mir wichtig, die Vielseitigkeit. Ich übernehme Verantwortung, das ist Chance und Last. Ich kann mich erproben und unter Beweis stellen, dass ich Projekte führe und ein Unternehmen managen kann. Dies sehe ich auch als Grundlage für Jobangebote in der Zukunft

S.G.: Freiheit und Reichtum verbinden viele Leute mit Selbstständigkeit. In welchen Situationen ist dein unternehmerischer Alltag eher mühsam? Wie gehst du damit um?

J.H.: Traum und Realität! Bei einigen Sportvereinen fehlte zunächst die Offenheit für digitales Marketing, wir mussten ausdauernd Überzeugungsarbeit leisten, bis wir Aufträge erhielten. Wir rechnen Stundensätze ab. Die Erfassung der Netto-Arbeitszeit ist allerdings schwierig. Faktisch sind wir Ansprechpartner für alles, eine hohe Präsenz ist erforderlich, was zeitweise zu Einbußen im privaten Umfeld führt. Studium, Selbstständigkeit, eigenes Vereinsleben als Fußballer und Partnerschaft unter einen Hut zu bekommen ist herausfordernd. Mein Ansatz ist daher Downtiming-Management durch strikte Routinen und Vergrößern der Reaktionszeiten.

S. G.: Du sprachst auch davon, dass du Mitarbeitende zu deiner Entlastung einstellen möchtest. In welchen Arbeitsfeldern suchst du Unterstützung?

J.H.: Knackpunkt ist die Design-Gestaltung, hier kann ich Unterstützung gebrauchen. Ebenso bei der Betreuung der Social-Media-Kanäle.

S. G.: Wie erweiterst du dein Wissen, um gute unternehmerische Entscheidungen zu treffen?

J.H.: Ich lerne vor allem in informellen Situationen, in denen man Erfahrungen macht, wo es nicht erwartet war. Das habe ich schon in der Ausbildung gemerkt, zum Beispiel durch Mentoren wie den Ausbilder, der sagt, was Phase ist und einem dann Raum gibt auszuprobieren, Tools kennenzulernen und anzuwenden. Ich lerne auch viel in intensiven Gesprächen mit Kunden. Vortasten und Netzwerken. Gute Vernetzung entsteht organisch.

Es geht auch um das Anwenden der Intuition, die man im Marketing hat, um die kreative Ader in Einkommen umzuwandeln. Erfolge kommuniziert kriegen und den Kunden nach vorne bringen. Das möchte ich machen, das erfüllt mich zu 100 Prozent.

S.G.: Die BBS Pottgraben hast du im Rahmen der dualen Ausbildung zum Kaufmann für Marketingkommunikation als Schüler der Klasse MA18A3 besucht. Das waren insgesamt rund 1200 Unterrichtsstunden, teils digital in der Coronazeit. Welchen Nutzen hast du aus dieser Zeit für deine heutige Berufspraxis und für dich persönlich gewonnen?

J.H.: Wir hatten einen guten Klassenzusammenhalt. Auch Jan, den Mitgründer unseres Start-ups, habe ich ja am Pottgraben kennengelernt. Zudem nehme ich fachliches Grundwissen mit und das tolle halbjährige Projekt mit dem Seedhouse, als wir ein Kommunikationskonzept für ein Start-up erstellt haben. In der IHK-Abschlussprüfung mussten wir dann ein Marketingkonzept für einen Veggie-Burger schreiben: Zielgruppenanalyse, strategische Ziele, Marketinginstrumente zusammenstellen, z. B. Distributionsentscheidungen treffen … genau so etwas begegnet mir heute in der Praxis! Ich begleite Unternehmen durch den kompletten Marketingprozess, und bin bei der Umsetzung guter Ideen dabei. Ich gestalte und schneide zum Beispiel Filme oder mache eine Foto-Story und bespiele geeignete Kommunikationskanäle, z.B. LinkedIn oder Instagram.

S. G.: Die Schülerinnen und Schüler der Klasse MA22A3 haben im Feedback „dein Denken in die Zukunft“ hervorgehoben. Wie sieht deine persönliche Zukunft aus: Hören wir von dir als Kognitionswissenschaftler oder als Marketingprofi…?

J.H.: Ein persönliches Ziel von mir ist eine Woche Urlaub am Stück in 2023 ohne zu arbeiten. Dann möchte ich ein Büro in Osnabrück anmieten. Langfristig möchte ich an den Aufgaben als Marketing-Manager wachsen. Vielleicht auch Marketing und Cognitive Science miteinander verbinden.

Weitere Informationen unter www.hexenwerk-agentur.de

Diese Seite teilen:

Zurück zum Seitenanfang