Erasmus-Praktikum in Murcia – Erfahrungsbericht von Lukas Koch

Ende September 2021 ging es für mich für ca. fünf Wochen in den Südosten Spaniens, in die Studentenstadt Murcia. Dieses Praktikum wurde von Erasmus+ gefördert, wodurch ich problemlos diese Zeit bestreiten konnte.

 

 

Am 29.09.2021 landete ich frühmorgens, nach einer kurzen Nacht am Flughafen, in Alicante, wo ich von meinem Arbeitgeber, ein Bekannter meiner Familie, abgeholt wurde. Die Region und den Flughafen kannte ich bereits durch verschiedene Urlaube in den vergangenen Jahren. Der Temperaturunterschied war im ersten Moment sehr groß: Als ich aus Deutschland abgeflogen bin, waren es rund 15°C und in Alicante direkt 28°C.

Nach der Ankunft brachte mich Herr Sanchez zum Unternehmen und stellte mich zunächst allen Kollegen/-innen vor und zeigte mir meinen Arbeitsplatz, wo ich die nächsten Wochen arbeiten sollte.

Nach dem kleinen Rundgang brachte er mich zu meiner Unterkunft in der Nähe der Firma. Es war ein kleines Zwei-Sterne-Hotel in Fortuna (Murcia), was allerdings auch nur aufgrund des kurzen Aufenthalts finanziell möglich war.

Bei der Firma, bei welcher ich in den kommenden Wochen arbeiten würde, handelte es sich um El Clarin Spices, ein Paprikahersteller, welcher darauf spezialisiert ist, Unternehmen wie beispielsweise AVO hier aus der Region Osnabrück oder anderen großen Gewürzherstellern weltweit Paprikapulver zu liefern, damit diese aus der gelieferten Paprika entsprechende Gewürzmischungen herstellen können.

Ich persönlich hatte vor diesem Praktikum keinerlei Berührungen mit der Branche von Gewürzherstellern oder Ähnlichem, sondern bin gelernter Marketingkaufmann und habe vor Ort in der Firma die Aufgabe übernommen, den deutschsprachigen Raum in Europa zu kontaktieren und potenzielle neue Kunden zu finden.

Daher bestand mein Arbeitsalltag insbesondere in der Recherche neuer potenzieller Unternehmen, welche Interesse an dem Paprikapulver von El Clarin haben, diese zu kontaktieren und bei Interesse Muster und Angebote an diese Firmen zu schicken. Zu Beginn war das aufgrund der wenigen Erfahrungen in dem Bereich etwas kompliziert für mich, was mich bei ersten telefonischen Kontakten zu neuen Kunden etwas verunsichert hat. Allerdings konnte ich mit Herrn Sanchez zusammen den gesamten Produktionsprozess des Paprikapulvers durchlaufen und dadurch mein Wissen für den Verkauf der Paprika deutlich vergrößern. Zudem standen mir Herr Sanchez und mein Kollege Pedro jederzeit zur Seite und haben mich in den ersten Tagen zunächst in die Systeme, welche alle auf Spanisch waren, eingewiesen, damit ich ohne Probleme zurechtkommen konnte. Nach ein paar Tagen und dem Durchlaufen der jeweiligen Arbeitsbereiche fühlte ich mich auch immer sicherer in meinem Handeln, was die Kontaktaufnahme zu den neuen Kunden auch sehr vereinfachte.

Im Vergleich zu meiner Ausbildung lag der Unterschied insbesondere darin, dass ich zuvor nicht im Vertrieb tätig war und dadurch noch keine Verkaufserfahrungen sammeln konnte, was mir allerdings durch die Unterstützung von Herrn Sanchez und Pedro sehr leichtfiel.

Natürlich habe ich nicht die gesamten Wochen durchgearbeitet, sondern habe auch etwas in meiner Freizeit unternommen, was mir insbesondere am ersten Wochenende doch etwas schwerfiel, weil ich zuvor noch nie alleine in einem für mich mehr oder weniger fremden Land war. Allerdings habe ich mich bereits im Vorfeld und auch vor Ort im Internet und natürlich bei Herrn Sanchez informiert, was ich in der Region Murcia auf jeden Fall besichtigen müsse, weshalb ich am ersten Wochenende direkt nach Murcia in die Innenstadt gefahren bin und mir die Stadt zu Beginn mit einem komischen Gefühl angeschaut habe. Das komische Gefühl, sich alleine diese Stadt anzuschauen ohne Freunde oder Familie, legte sich allerdings nach ein paar Stunden vor Ort, als ich mich immer mehr auf die Gelassenheit der Spanier einlassen konnte, was mich selbst sehr beruhigt hat und mir meine Verunsicherung genommen hat. Des Weiteren habe ich an den kommenden Wochenenden weitere umliegende Städte wie Cartagena und auch Alicante besichtigt. Mein persönliches Highlight waren allerdings zwei Wochenenden direkt am Strand in Torre de la Horadada, im Strandhaus von Herrn Sanchez, wo man sich wie im Urlaub gefühlt hat und ich immer mehr in Spanien ankommen konnte.

In den ersten 2,5 Wochen war ich komplett alleine in Spanien, habe am Wochenende meistens alleine etwas unternommen oder wurde zu Familienessen oder Aktivitäten von Herrn Sanchez eingeladen, damit ich mich nicht alleine fühle und mehr von der spanischen Kultur erleben konnte. Am zweiten Wochenende kamen mein Vater und mein Bruder zu Besuch, mit welchen ich ebenfalls die Zeit im Strandhaus von Herrn Sanchez verbracht habe, was das anfängliche Unwohlsein vollkommen vernichtete. Am letzten Wochenende meiner Zeit in Spanien hat mich dann noch meine Freundin besucht, mit welcher ich ebenfalls noch ein wenig die Region von Murcia und Alicante erkundet habe und die letzten warmen Tage sehr genießen konnte.

Besonders viel habe ich in der Zeit in Spanien über die Gelassenheit und die Kultur der Spanier erlebt - sowohl im privaten Beisammensein als auch im Arbeitsalltag. Im Vergleich zu meiner bisherigen Berufserfahrung in Deutschland konnte ich einen riesigen Unterschied beim Wahrnehmen von Stress erkennen. Wenn in Deutschland Menschen schnell in Stress verfallen, weil eine Aufgabe heute nicht erledigt werden kann, geht es im spanischen Arbeitsalltag deutlich gelassener zu, wo selbstverständlich auch ein gewisser Druck herrscht, aber das Arbeitsklima doch sehr angenehm ist, was mir den Einstieg auch deutlich vereinfacht hat.

Im Privaten ist auch deutlich zu spüren, dass die Spanier eine sehr gelassene und offene Gesellschaft sind, da ich sofort gut in das private Umfeld integriert wurde und die Spanier sich auch viel mit mir zu Beginn auf Englisch und im Laufe des Praktikums auf Spanisch unterhalten haben, damit ich nicht das Gefühl habe, das fünfte Rad am Wagen zu sein.

Unter der Woche, wenn ich nicht viel Zeit hatte, um andere Städte zu besuchen oder andere Unternehmungen zu machen, habe ich, um dem Heimweh entgegenzuwirken, viel mit meiner Familie und meinen Freunden telefoniert und mit ihnen über die Zeit in Spanien gesprochen, zusammen überlegt, was ich in den kommenden Tagen und Wochen unternehmen könnte, um das Beste aus meiner Zeit in Spanien machen zu können.

Falls auch du Interesse an einem Auslandspraktikum in Spanien haben solltest, empfehle ich dir auf jeden Fall, dich vorher viel mit der Region, in der du arbeitest, auseinander zu setzen, was du dort erleben und besichtigen kannst, um möglichst viel über die Kultur mitnehmen zu können. Zudem hat es mir sehr geholfen, einfach rauszugehen und Sachen alleine zu unternehmen, was mich alles in allem viel selbstbewusster und selbstständiger gemacht hat. Für mich war es am wichtigsten, sich auf die Gelassenheit der Spanier einzulassen und das auch in meinen Alltag einfließen zu lassen, um mich nicht so leicht stressen zu lassen. Dieses lässt mich in manchen Situationen ruhiger bleiben.

Mein Fazit zu dem Aufenthalt in Spanien ist, dass ich es sofort nochmal machen würde und mir die Kultur der Spanier und auch die Offenheit sehr gefallen haben, wodurch ich es nur jedem weiterempfehlen kann, selbst die Möglichkeit zu nutzen, eine Zeit lang in Spanien zu arbeiten oder auch einfach zu leben!

 

 

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