Als nächster Themenblock stand die Berufs- und Studienorientierung auf der Agenda. Dazu führte Ulf Zumbrägel, ständiger Vertreter des Schulleiters des BSZ Westerberg, aus, dass man mit Blick auf die Berufsorientierung in der Region Osnabrück gut aufgestellt sei. So gebe es eine intensive Zusammenarbeit mit allgemeinbildenden Schulen, in deren Rahmen Schüler*innen der Sekundarstufe I z. B. in Form von Schnuppertagen oder Kooperationsunterricht erste Einblicke in Berufsfelder an den BBSen gewinnen könnten. Er betonte hier insbesondere den fachpraktischen Unterricht, der mit dem entsprechenden „Meisterpersonal“ z. B. im handwerklichen Bereich einen engen berufspraktischen Bezug garantiere. Der große Vorteil sei hier die pädagogische Begleitung. Darum sei es wichtig, die Kooperation zwischen BBSen und allgemeinbildenden Schulen auszubauen und zu verstetigen. Das, so Zumbrägel, gelänge am besten in einer eigenständigen Schulform für Berufsorientierung, die an den BBSen verortet werden müsse. Er wies zudem auf die enorme Integrationsleistung von Schüler*innen mit Migrationshintergrund hin, was man z. B. auch durch Sprachförderklassen ermöglicht habe. „Die BBSen können viel, wenn man sie lässt“, so sein Fazit, was er mit einer Forderung nach mehr Flexibilität und Eigenständigkeit verknüpfte.
Der nächste Themenblock widmete sich dem lebenslangen Lernen. Erste Impulse setzten hier der ständige Vertreter des Schulleiters der BBS am Pottgraben, Heinz Fortmann, und Martin Henke. Sie wiesen auf die Dreh- und Angelfunktion der BBSen im Kontext beruflicher Bildung hin. Fortmann verdeutlichte, dass durch die Globalisierung und Digitalisierung ein lebensbegleitendes Lernen erforderlich sei, was sich auch in entsprechenden Fort- und Weiterbildungen manifestiere. Seine Schule ermögliche z. B. eine Weiterbildung zum Europakaufmann oder den Erwerb eines Bachelorabschlusses durch die Fachschule Betriebswirtschaft. Analog verwies Henke für den technischen Bereich auf die Zusatzqualifikation Cisco für Fachinformatiker, die eine zertifizierte Weiterqualifizierung u. a. in den Bereichen IP Datennetze sowie Automatisierung und Programmierung ermögliche. Eine höhere Durchlässigkeit sei für andere Bildungsgänge dazu wünschenswert. Beispielsweise solle es eine Anrechnung bestimmter Qualifikationen auf ein eventuelles späteres Hochschulstudium geben. Man sei darüber mit der Hochschule Osnabrück im Gespräch, fordere aber auch eine entsprechende gesetzliche Verankerung, die dann einen verpflichtenden Charakter habe. Der Erste Stadtrat Wolfgang Beckermann wies darauf hin, dass auch eine entsprechende Zusammenarbeit mit der Universität Osnabrück im Fluss sei.
Zu guter Letzt ging es um das schulische Qualitätsmanagement und die Rahmenbedingungen. Hilko Meyer, Schulleiter der BBS Haste, und Jochen Pabst präsentierten dazu ein umfangreiches Papier mit 48 Kernaufgaben, die in sieben Qualitätsbereichen einer regelmäßigen Überprüfung unterzogen würden. „Ein solch umfangreiches System gibt es in keiner anderen Schulform!“, konstatierten sie unisono. Sie verwiesen darauf, dass auch in Verbindung mit den umfangreichen neuen Herausforderungen und Aufgaben der BBSen die Stundenausstattung der Lehr- und Leitungskräfte nicht angepasst worden sei. Mehr finanzielle und rechtliche Freiheiten, z. B. bei der Festanstellung von Fachkräften für die Schulsozialarbeit und weiterem nicht-lehrenden Personal, seien notwendig. Zudem fordern sie eine Erhöhung der Unterrichtsentlastung für die Abteilungsleitungen und weiteren Funktionsträger*innen, damit diese Lehrkräfte mehr Zeit für ihre Leitungsaufgaben zur Verfügung haben.
Zusagen waren den anwesenden Politikerinnen und Politikern – ob Regierung oder Opposition – erwartungsgemäß nicht zu entlocken, aber die CDU-Abgeordnete Annette Meyer zu Strohen riet zur Wiederholung der Veranstaltung: „Man erfährt einfach mehr über die berufsbildenden Schulen und kann sich so ein fundierteres Bild machen.“, so ihre Worte.
In diesem Sinne zog auch Gastgeber Martin Henke ein positives Fazit: „Unsere Absicht war, die Relevanz der berufsbildenden Schulen zu verdeutlichen. Dabei haben wir Interesse wahrgenommen und das Gefühl gewonnen, dass unsere Forderungen auf offene Ohren gestoßen sind.“
Wilhelm Brüggemann