DECA-Projekt "Go sexy" - Präsentation bei der Hamm Reno Group

Kaufleute für Marketingkommunikation

Mit der Idee, Highheels zu vermarkten, die den Trägerinnen einen Attraktivitäts-Vorsprung sichern, hatte die Klasse MA12A3 bereits auf dem nationalen Entscheid des DECA-Wettbewerbs überzeugt und sich unter Leitung von Englischlehrerin Birgit Freise den dritten Platz erobert.

Rahmenhandlung des Wettbewerbsbeitrags bot der Ausbildungsbetrieb Hamm Reno Group, für den die angehenden Marketingkommunikationskaufleute für die erdachte Schuhreihe „Go sexy“ aktiv wurden.Eine Präsentation über eine POS-Promotionaktion mit Film und ein Laufsteg-Contest à la Germany´s next Topmodel  durch die Turnhalle, in der der Wettbewerb stattfand, führte die Klasse aufs Siegertreppchen.

MA12A3 stellt Kommunikationskampagne des englischsprachigen Deca-Wettbewerbs vor

Nun nahm sich  Dr. Matthias Händle, geschäftsführender Gesellschafter von Deutschlands zweitgrößtem Schuhhändler, der Hamm Reno Group, Zeit, um die Präsentation am Unternehmensstandort in Lüstringen zu begutachten. Nachdem Schulleiter Ralf Korswird ihm von dem Erfolg des Wettbewerbsbeitrags rund um das Unternehmen Hamm Reno erzählt hatte, blockte  der vielbeschäftigte Manager 90 Minuten in seinem Kalender für einen Besuch der Klasse mit anschließender Marketing-Diskussion. Horst Wilkemeyer, Leiter Ausbildung & Personalentwicklung, lud die Klasse ein, in die auch die erste Auszubildende zur Marketingkommunikationskauffrau der HR Group geht, und ermöglichte den Schülern/-innen  ein Forum, um ihre Arbeit vorzustellen und ein Feedback aus der Praxis zu bekommen.

Für diesen Termin schärfte und polierte die Klasse MA12A3 noch einmal intensiv die kommunikationspolitischen Strategien und Kernaussagen  der Kampagne. Auch ein, wenn auch desillusionierendes, Gespräch mit einem Orthopäden über die Entwicklung eines  rückenschonenden Highheels zählte zur Vorbereitung.

Konzept der "Go sexy"-Kampagne

Der USP der Schuhreihe trifft mitten ins Herz der Zielgruppe, junge Frauen zwischen 16 und 35 Jahren: Schluss mit schmerzenden Füßen und gezerrter Rückenmuskulatur nach durchtanzten Nächten oder einem langen Tag im Büro. Mit der Schuhreihe „GO sexy“ übertrifft frau auch nach Stunden andere durch einen attraktiven Gang, mehr noch, die Schuhe trainieren diesen Gang sogar. So ist „GO“ auch als Aufforderung im Sinne von „sei“ oder „werde“ zu verstehen. Der Schuh als Trainingsgerät für eine immer bessere Ausstrahlung ist ein Hightech-Produkt. Absatz und Sohle bestehen zum Teil aus Ethylen-Propylen-Dien-Kautschuk (EPDM), diese federn die Schritte ab. Ein Hauch der Unerreichbarkeit umgibt die Trägerin auf ihren Erfolgstouren durch Disko und Job, diese stets abwechslungsreichen Herausforderungen besteht sie mit Leichtigkeit. Ideen zur Produktdifferenzierung gibt es auch schon: Die Schuhreihe „GO sexy“ wird ergänzt durch die im Design seriösere Highheel-Variante „GO business“, Anlassbezogene Erweiterung  möglich („Go royal“ usw.).

Die Copy-Strategie wurde in zwei TV-Spots umgesetzt:  „I want to go like her“ gesteht Lena Feldmann und weist auf ihre Kollegin, dargestellt von Sarah Liedtke, die trotz sehr hoher Schuhe straight und grazil durch das Büro schreitet: Der Neid der Kollegin als Ritterschlag! Die Gelobte verrät ihr Geheimnis, allerdings nur gehaucht und direkt in die Kamera: „GO Business.“ Der berühmte Hamm Reno Trailer ertönt: „These boots are made for walking“.  Ende des selbstgedrehten und -geschnittenen Werbespots.

Der Werbespot zur Reihe „GO sexy“ wurde im Garten des Alando Palais gedreht. Momente spontaner Begeisterung während der kreativen Umsetzung, und der Verzicht auf ein Story-Board führten am Ende zu einem ebenfalls überzeugenden Werbespot, wobei die Copy-Strategie leicht verzerrt wurde: Erfreuten sich doch hier sämtliche Darstellerinnen an den gut sitzenden Schuhen, so dass die Kernaussage, der Neid- und Konkurrenzfaktor, ins Hintertreffen geriet.

Neben der TV-Werbung erarbeiteten die Schüler/-innen Vorschläge für Below-the-Line-Maßnahmen:  Einen Laufsteg-Contest in den Reno-Filialen für junge Kundinnen und eine Zusammenarbeit mit dem TV-Format „Shopping Queen“ und ihrer Leitfigur Guido Maria Kretschmer im Bereich Sponsoring bzw. Placement. Dr. Händle war sehr angetan von der Arbeit der angehenden Kaufleute für Marketingkommunikation und gab ihnen konstruktive Rückmeldung für ihre Arbeit mit auf den Weg. Dr. Händle warnte vor Markenüberdehnung, wo echte Differenzierungsmöglichkeiten fehlten („GO sexy“ versus „GO business“) und mahnte zur Mäßigung bei der Verplanung von Millionenbudgets für Kampagnen. Die folgende Diskussion kreiste um das Thema Arbeitssicherheit und Entlohnung an den Produktionsstandorten in Fernost. Pressemeldungen über einstürzende Fabriken in Bangladesch und über bittere Armut und sklavenartige Ausbeutung der Mitarbeiter/-innen, insbesondere in der Bekleidungsindustrie, schrecken die Konsumenten auf. Warum sorgen westliche Industrieunternehmen nicht dafür, dass Konsumenten/-innen Bekleidung und Schuhe mit der Sicherheit kaufen können, dass diese unter Bedingungen produziert wurden, die den Fabrikmitarbeitern/-innen eine selbstbestimmte finanzielle Existenz ermöglichen? Wie stark sind Wille und Einfluss westlicher Industriebetriebe, diese Verhältnisse zu verändern? Ist der Druck auf die beteiligten Unternehmen, die in diesen Ländern produzieren von Seiten der Konsumenten vielleicht zu gering? Welche Verantwortung tragen auch Dienstleister der Marketingkommunikation, wenn sie sich als ein zentrales Zahnrad dieser Industrie diesen drängenden ethischen Fragen mit einem Achselzucken auf die Seite der nicht Verantwortlichen stellen und wirkungsvolle Kampagnen zur Steigerung der Konsumintensität verkaufen? Rechtfertigen fehlende Transparenz und individueller Wunsch von Konsumenten/-innen nach modischer und preiswerter Kleidung den sorglosen Einkauf, wie er beim Shoppen gelebt wird?

Feedback von Dr. Händle

Dr. Händle kam gerade von einer Reise aus Südindien zurück, wo die HR Group ein vom Tsunami zerstörtes Fischerdorf u. a. durch den Bau einer Gesundheitsstation und einer Schule wieder aufbaute, in einem Land, in dem das Unternehmen auch produzieren lässt. Die Hamm Reno Group vertrete für die Produktion ihrer Waren die 10 Grundsätze des BSCI-Verhaltenskodexes (Business Social Compliance Initiative). Diesen Kodex müssen Lieferanten der HR Group bei Vertragsabschlüssen durch Unterschrift akzeptieren (www.hr-group.de/verantwortung/code-of-conduct/). Problematisch seien die nationalen Gesetzgebungen in Fernost und deren Kontrolle. Das Geflecht von Unternehmen und Subunternehmen, die die Produktion in Fernost betreuten und Ansprechpartner seien, erschwere den westlichen Unternehmen die Möglichkeit, direkt Einfluss zu nehmen und Standards zu setzen. Ein weiteres Problem sei neben der nationalen Gesetzgebung die dortige Korruption. So sei z. B. der Einsturz von Fabrikgebäuden so entstanden, dass eilig weitere Etagen auf Hallen gebaut worden seien, die hierfür statisch nicht geeignet gewesen seien, geduldet von staatlichen Behörden.

Ein weiteres Diskussionsthema: Schadstoffe in Schuhen. Als Inhaberin des Prüfsiegels „Systematische Qualitätssicherung“ gewährleistet die Hamm Reno Group die Schadstofffreiheit ihrer Produkte gemäß der gesetzlichen Standards. „Viele Lederwaren, auch viele Schuhsohlen, enthalten Schadstoffe  - unabhängig von der Preislage der Schuhe “,  stellte Dr. Händle fest, „indem diese mit Sauerstoff und der Haut reagierten, entstehen im Oxidationsprozess z. T. gesundheitsgefährdende chemische Verbindungen, die über den Fuß in den Organismus gelangen können.“ Deshalb sei anzuraten, Strümpfe in Schuhen zu tragen und die Schuhe in regelmäßigen Abständen zu wechseln. „Vereinfacht gesagt: Schuhe rosten“, so Dr. Händle. Hamm Reno ist Gründungsmitglied von CATS (Cooperation for Avoiding Toxic Substances) und  forscht auch auf diesem Gebiet im hauseigenen Labor. Zu einer Besichtigung lud  Dr. Händle  die Schüler/-innen der MA12A3 erneut ein. Diese Einladung nehmen wir gerne an.

Autorin: Stefanie Gerwesmann

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