Niels erklärte beiden Klassen in einem Kick-off-Meeting, was grundsätzlich einen erfolgreichen Werbefilm ausmacht und wie wir vorgehen können. Er stellte deutlich heraus, dass dies UNSER Film werden soll und wir unserer Kreativität freien Lauf lassen können. Also taten wir dies auch.
Nach einem intensiven Brainstorming erstellten wir unser eigenes Konzept. Die hilfreichen Tipps und Anmerkungen von Niels haben unser Konzept weiter verbessert, so dass wir bereit waren für den Dreh. Dafür gingen wir Auszubildende in unsere Betriebe und filmten verschiedene Ausschnitte aus unserem Arbeitsalltag. Wir filmten emotionale Details, wie Stofftiere oder Blumen, Momentaufnahmen unserer Arbeit und simulierten Kundengespräche. Für ein Gruppenbild unserer Klasse bekamen wir die Drehgenehmigung vom Marienhospital auf der Rettungsbrücke.
Um uns während des gesamten Projektverlaufs zu begleiten, organisierten Niels Hölscher und Stefanie Gerwesmann einmal pro Woche eine gemeinsame Videosprechstunde, in der Niels uns - ausgehend vom aktuellen Zwischenstand - weitere konkrete Anregungen vermittelte. Seine Begeisterung über unsere Ideen war nicht zu übersehen, denn die Vielfalt unserer Aufgaben wird im Film enthüllt.
Nun hatten wir alle Aufnahmen gesammelt und es ging an den Schnitt. Dies übernahm Stina Kantner. Wir wählten die Hintergrundmusik aus und nahmen Tonspuren auf. „Was verbindet uns?“ Diese Frage wird im Film durch Werte und Arbeitsweisen, die unseren Beruf ausmachen, beantwortet. Die Tonaufnahmen sprachen wir schließlich mit mehreren Personen in der Schule ein. So entstand unser Film.
Uns hat das Filmprojekt unglaublich viel Spaß gemacht. Wir freuen uns sehr, dass wir unsere Ausbildungsberufe vorstellen dürfen und sind von unserem Endprodukt begeistert. Es ist erstaunlich, wie viele Stunden Arbeit in einem 30-Sekunden-Film stecken. Wir bedanken uns für die tolle Zusammenarbeit bei Niels Hölscher und Stefanie Gerwesmann und hoffen, dass unser Film gefällt?!
Werbefilm Kaufleute im Gesundheitswesen
Anna-Maria, Stefanie, Jasmin, Zoe und Alina aus der GW22A3
Was macht einen erfolgreichen Werbefilm aus?
Fragen an Niels Hölscher, Inhaber der Agentur „Hölscher und Freunde“ in Münster
Stefanie Gerwesmann: Niels, worauf kommt´s an, was macht einen Imagefilm über Ausbildungsberufe oder über Schule erfolgreich?
Niels Hölscher: Ein Video soll nicht mehr leisten als Appetit zu machen, eine Visitenkarte sein.
„Klasse, das sieht spannend aus.“
Das Video gewinnt durch Kürze. Idealerweise 20-120 Sekunden.
Authentisch soll es sein, d.h., dass man den Leuten glaubt, was sie vermitteln. Keine auswendig gelernten Sätze. Ein bisschen Trash.
Dann will ich als Zuschauer Inside in den Beruf bekommen, ein Minimum an Info. Tiefer gehende Info hol ich mir dann selber, über die Länge der Ausbildung und andere Details.
Die Königsklasse eines Videos sind dann Humor oder zumindest Augenzwinkern.
S.G.: Was sind No-Gos bei der Filmproduktion?
N.H.: Das Schlimmste ist Langatmigkeit. In den 90-er Jahren gab es keinen Imagefilm unter fünf bis zehn Minuten. Keinen Menschen interessiert das. Es ist besser, dann mehrere kurze Filme zu machen.
Auch schlecht: mit Floskeln und Begriffen um sich zu schmeißen, wie „nachhaltig“, „innovativ“, die austauschbar sind und nicht belegt werden. Was heißt denn „innovativ“? Das ist Bullshit!
Ein Lieblingsmotto von mir, wenn Kunden zu viele Inhalte unterbringen wollen und übers Ziel hinausschießen: „Kann man so machen, sieht dann halt scheiße aus.“
Ungünstig ist auch, wenn versucht wird, einen Film professionell aussehen zu lassen, er es aber nicht ist: schlechter Ton, schlechtes Licht, Achssprünge, drei verschiedene Perspektiven, uneinheitlicher Look …
Weitere No-Gos sind natürlich, wenn man sich nicht an Bild-, Persönlichkeits- und Urheberrechte hält, ungenehmigt Markenzeichen einblendet, da gibt es eine lange Liste.
S.G.: Dein Unternehmen „Hölscher und Freunde“ produziert Werbefilme und Animationsfilme für Businesskunden. Welche Trends in der Darstellungsweise gibt es?
N.H.: Es ist gut, dass man heute weglassen darf. Man sollte sich auf das Wesentliche konzentrieren. Einen klaren Focus haben. Das darf, muss aber nicht zackig geschnitten sein. Ein klarer Fokus in Kürze geht auch mit einer Einstellung und wenigen Schnitten, auch episch, in einer schönen Erzählweise. Zum Beispiel: Jemand führt den Betrachter durch seine Stadt.
Brüche in der Erwartung, auch bei seriösen Themen, sind heute möglich, überraschende Verbindungen sind spannend. Auch technisch: Sprünge und harte Schnitte sind erlaubt.
Sehgewohnheiten ändern sich allerdings schnell, auch Social Media geschuldet.
S.G.: Wie kommst du auf Ideen für Drehbuch und Umsetzung für Filme?
N.H.: Zunächst spreche ich mit den Kunden über Zielgruppen des Films, wo soll der Film gespielt werden (Messe, TV, Social Media oder Homepage), welchen Zweck verfolgt der Film, was soll die Kernmessage sein? Wie viel Budget gibt es? Wie viel Zeit ist verfügbar? Bei den Gesprächen kommen schon Ideen auf. Manche Ideen sind dann technisch oder aus anderen Gründen nicht machbar. Das sind dann Learnings. Vieles entsteht auch beim Schreiben des Drehbuchs und beim Schnitt.
Wenn Kunden zu uns sagen, ihr seid die Experten, wir vertrauen euch, macht mal. Das ist das Beste, was uns passieren kann.
S.G.: Wie hast du die Zusammenarbeit mit unseren Klassen an den BBS Pottgraben empfunden?
N.H.: Ich finde es immer nett mit jungen Leuten zu arbeiten. Ich mag den Austausch mit ihnen, es ist spannend zu sehen, wie sie kommunizieren. Junge Leute haben häufig eine etwas andere, unvoreingenommene Art, sind relaxter und spontaner. Sie sehen weniger Negativkonsequenzen und haben eine pragmatische Herangehensweise.
S.G.: Was sagst du zu den entstandenen Filmen der beiden Klassen?
N.H.: Wenn sich einer meiner Angestellten jetzt noch einen Tag daran setzen würde, sich kümmern würde um einheitlichen Look, Farben, Licht, Stabilisieren [nicht Wackeln], dann gäbe es nochmal eine Qualitätssteigerung – klar. Die Aufgabe war, selbstständig mit eigenen Handys gemeinsam einen Film umzusetzen. Und das haben sie super gemacht!
S.G.: Welche Tipps hast du für Leute, die auch Filme über ihre Arbeit drehen möchten?
N.H.: Machen und auch mal zu allen Seiten offen sein. Ein Tutorial habe ich da nicht zur Hand. Am Anfang war auch für mich alles neu. Ich war vor meiner Selbstständigkeit angestellter Producer, dann plötzlich für alles zuständig, das war erstmal der Horror. Zum Beispiel Sprechertexte schreiben, inzwischen eine meiner liebsten Aufgaben.
S.G.: Was hältst du von einem Schulleitbild als Film? Für dich denkbar?
N.H.: Auf jeden Fall. Auch hier: kurz. Nur einen Eindruck vermitteln. Zum Beispiel ein paar Kolleginnen und Kollegen easy hintereinander geschnitten in unterschiedlichen Settings (im Umfeld der Schule oder auch beim Gang mit dem Hund) sagen, was sie mit der Schule verbinden. Kurzweilig, vier bis fünf Sekunden pro Person. Wie ein Elevator Pitch.
Dann auch wichtig: nicht auf YouTube, sondern direkt auf der Website platzieren. Ein Vorschaubild, das man anklicken kann und dann läuft der Film. Sonst schaue ich mir das nicht an. Ich möchte als Zuschauer nicht umständlich weitergeleitet werden oder noch einen Werbespot sehen. Der Film muss direkt von dem Vorschaubild auf der Website aus laufen.
S.G.: Vielen Dank für den Praxiseinblick und deine Begleitung im Projekt, Niels!
Zur Person: Niels Hölscher
Inhaber der Agentur Hölscher und Freunde Film
Nach einer halbwegs klassischen Schullaufbahn und kaufmännischen Ausbildung kam der Einstieg über ein Praktikum in eine Düsseldorfer Werbefilmproduktion (Telemaz Commercials - seinerzeit unter den Top 3 in Deutschland). Dort vom Junior zum Senior Producer. Dann eine einjährige Weltreise (sehr zu empfehlen). Danach ein BWL-Studium in Köln. Anschließend ein kurzer Ausflug in die scheinbar seriöse Welt der Marktforschung (aber nicht für gut befunden). Im Jahr 2011 dann der Schritt in die Selbstständigkeit als Werbefilmproduzent in Köln. Im Jahr 2018 Wechsel des Büros nach Münster.
Kunden vom Mittelstand bis hin zu DAX-Unternehmen.
Weitere Informationen: https://www.hoelscher-freunde.de
Videoproduktion - Einblick in einen kreativen Prozess
Bericht über den Filmdreh von den Kaufleuten für Marketingkommunikation:
Nach einem spannenden Einblick in die Welt der Filmproduktion von der Ideenfindung bis hin zur Umsetzung eines Werbefilms, die uns Filmproduzent und Agenturinhaber Niels Hölscher von „Hölscher und Freunde“ gab, zogen wir uns als Klasse zu einem Brainstorming zurück.
Projektziel war, pro Klasse ein gemeinschaftliches Video mit eigenen Handys zu erstellen, in dem der Ausbildungsberuf zielgruppengerecht für Schülerinnen und Schüler, die etwas über Ausbildungsberufe erfahren möchten, präsentiert wird.
Das Projekt, den eigenen Ausbildungsbetrieb im Film darzustellen, verfolgten die beiden Klassen unabhängig voneinander. Am Ende des Projekts sollten in einer gemeinsamen Veranstaltung die Filme vorgestellt werden. Noch auf der Kick-off-Veranstaltung erhielten die Klassen nach einer Zwischenpräsentation konkretes Feedback von Niels für unsere Filmproduktionsideen. Niels gab uns hilfreiche Vorschläge für ein professionelleres Ergebnis. Eine Woche später trafen wir, die MA22A3, uns mit Niels auf Teams. Dort besprachen wir das weitere Vorgehen. Dabei wurden verschiedene Möglichkeiten der Umsetzung des Videos erörtert und schließlich ein Beschluss gefasst.
Als grobe Idee haben wir uns auf ein Video festgelegt, bei dem sich jede oder jeder bei einem Gang durch die eigenen Ausbildungsbetriebe von hinten filmen lassen sollte. Durch die Darstellung der verschiedenen Räumlichkeiten und Orte sollte die Vielschichtigkeit des Berufs Marketingkommunikationskaufmann/-frau verdeutlicht werden.
Bis zum nächsten Teams-Meeting sollte jeder einzelne ein Probevideo von sich im Betrieb filmen. Unsere Lehrerin Stefanie Gerwesmann unterstützte uns mit Filmausschnitten aus den BBS Pottgraben. Daraufhin wurden in der folgenden Woche die ersten Probeläufe angeschaut und kritisch analysiert. Niels und auch wir intern brachten uns mit Verbesserungsvorschlägen ein.
Nachdem alle mit ihren Videos zufrieden waren, entstand nach ersten Entwürfen ein erster richtiger Zusammenschnitt der Videos von Radion Gross aus unserer Klasse. Zwischenergebnisse wurden im nächsten Meeting vorgestellt.
Radion begleitete den Zusammenschnitt weiter bis zur Fertigstellung. Dabei passte er die Videos mit In-tro und Outro an und wählte dazu eine passende Hintergrundmusik und den Claim „We are Marketing“. Der 45-Sekunden-Film besteht aus schnellen Schnitten, die genau auf den Takt der Musik passen. Da es schließlich noch rechtliche Unsicherheiten wegen der Musikrechte gab, arbeitete Radion den Film nochmal komplett auf eine andere Musik um. Ende April trafen sich beide Klassen zur Filmvorführung im „Panikraum“ am Pottgraben mit Niels Hölscher, dem Schulleiter André Stallo und unseren Lehrkräften. Beide Klassen stellten ihren Kurzfilm vor und bekamen Feedback von allen Anwesenden. Zum Abschluss gab es noch eine Rückmeldung zum Projekt von Niels, aber auch von uns Schülerinnen und Schülern. Insgesamt war das Projekt ein großer Erfolg und wir konnten wertvolle Einblicke in die Welt der Filmproduktion gewinnen. Die Zusammenarbeit mit Niels und in den Klassen selbst hat gezeigt, dass die Umsetzung von Ideen und die Erstellung eines Films ein kreativer Prozess ist, der viel Zeit, Arbeit und Teamgeist erfordert. Wir freuen uns, euch jetzt die Ergebnisse vorzustellen und wünschen euch viel Spaß beim Anschauen.
Julia und Anastasia aus der MA22A3
Fragen an Henrik Schmudde, Leitung der Marketing- und PR-Abteilung der Bohnenkamp AG, Osnabrück
Stefanie Gerwesmann: Henrik, wir kennen uns aus dem IHK-Prüfungsausschuss. Seit Jahren bildet die Bohnenkamp AG Kaufleute für Marketingkommunikation aus. Auf welche Weise setzt ihr für eure Unternehmenskommunikation das Thema Film ein?
Henrik Schmudde.: Durch die Änderung des Konsumverhaltens der Menschen wird die Bedeutung von Bewegtbild immer größer. Film gibt uns die Möglichkeit, komplexe Inhalte anschaulich zu kommunizieren und gleichzeitig eine Emotionalität für das Unternehmen und die Produkte aufzubauen.
Wir bei der Bohnenkamp AG setzen Videocontent vor allem für das Standortmarketing und die Mitarbeiterkommunikation ein. Hierbei setzen wir sowohl auf Imagefilme, die durch professionelle Agenturen erstellt werden, wie auch auf kurze, authentische Kurzfilme, die wir selber erstellen. Ziel dieser Filme ist es, ein möglichst authentisches und glaubwürdiges Abbild des Unternehmens zu geben. Klar ist aber auch, dass Video Content besonders in einer traditionellen Branche, sowie im B2B-Marketing, den klassischen Content in Form von Text und Bild nicht ersetzen kann und wird. Somit ist Bewegtbild eine zusätzliche Disziplin, die den Marketing-Mix erweitert und in den Unternehmen zusätzliches Know-how und Kapazitäten erfordert.
S.G.: Was sind aus deiner Erfahrung die drei wichtigsten Erfolgsfaktoren bei der Herstellung von Filmen für die Unternehmenskommunikation?
H.S.:
1. Ein klares Ziel bzw. eine klare Botschaft, die der Film vermitteln soll.
2. Eine vernünftige Planung, die besonders aufgrund der höheren Kosten und der längeren Bearbeitungszeiten unerlässlich ist.
3. Eine zielgruppengerechte Umsetzung. Das ergibt sich schon aus dem unterschiedlichen Konsumverhalten der Generationen. Vereinfacht könnte man sagen, dass die Generation Z maximal eine Minute konsumiert, aber in dieser Zeitspanne durchaus 100 Schnitte verkraften kann. Sprechen wir hingegen einen Handelskunden zwischen 40 und 50 Jahren an, so kommt der gut mit drei Minuten Film klar, die Schnitte sollten aber deutlich weniger schnell sein.
S.G.: Wie findest du persönlich die beiden Imagefilme der Kaufleute im
Gesundheitswesen und der Kaufleute für Marketingkommunikation? Was kommt für dich über die Berufsbilder, über die Schülerinnen und Schüler und die Berufsschule rüber?
H.S.:
Kaufleute im Gesundheitswesen: sehr ansprechendes Video für die Zielgruppe durch den gewählten Stil. Die Vielfalt und Gemeinschaft wird ebenfalls gut deutlich.
Kaufleute für Marketingkommunikation: Die Schriften am Ende und Anfang des Videos sind ansprechend und zeigen, was vermittelt werden soll. Die Bilder sind passend zu den Worten gewählt. Positiv ist auch, dass die Modernität der Schule sehr gut durch die Durchführung eines solchen Projekts verdeutlicht wird. Auch die Schnitte und die Länge sind passend für die Zielgruppe. In Summe fehlt besonders beim zweiten Film ein wenig die klare Message und die Emotionen, die über die Bilder vermittelt werden sollen. Diese könnten noch klarer herausgearbeitet werden, um ein noch positiveres Bild von der Ausbildung in unserem Beruf zu vermitteln.
S.G.: Vielen Dank für deine Einordnungen und Einschätzungen aus Unternehmenssicht, Henrik.
Zur Person: Henrik Schmudde
Leitung Marketing, PR und E-Commerce der Bohnenkamp Gruppe
Nach einer nicht immer gradlinigen, aber am Ende doch erfolgreichen Schullaufbahn und einer kaufmännischen Ausbildung, Studium an der Fachhochschule Osnabrück. Verschiedene Praktika und Nebentätigkeiten - unter anderem bei radio ffn – weckten die Passion für emotionales Marketing und Event. Berufseinstig bei der Radio Marketing Service (RMS), zentraler Vermarkter für private Radiosender in Hamburg - erst als Trainee, später in Verantwortung für die norddeutschen Radiosender. Nach einer längeren Reise durch Australien und Kanada 2005 Rückkehr in den Bereich Marketing und Event bei RPR1, größter privater Hörfunksender in Rheinland-Pfalz. 2008 Wechsel zur Bohnenkamp AG, um hier den Bereich Marketing & PR neu aufzubauen, der heute aus einem tollen Team aus zwölf Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern und drei engagierten Auszubildenden besteht.
Seit 2011 auch im Bereich E-Commerce/Shop verantwortlich, inzwischen für 11 Onlineshops der Bohnenkamp Gruppe in 26 Ländern.
Weitere Informationen: https://www.bohnenkamp.de