Berufsschulunterricht in virtuellen Räumen an dem einen Lernort, Ausbildungsbetriebe, die durch einbrechende Umsätze und steigende Kosten in Schieflage gerieten an dem anderen Lernort, prägten auf bisher einzigartige Weise die duale Ausbildung. Die Azubis hätten die Betriebe durch eine Krise begleitet und am eigenen Leibe erlebt, was es bedeute, „Situationen so zu nehmen, wie sie sind und sich auf geänderte Situationen einzustellen“, erinnerte Anne Dietrich, Mitglied der Geschäftsleitung der OsnabrückHalle, in ihrer Festrede. Doch „eins habt ihr sicher – eure Ausbildung!“, stellte sie fest, selbst Ausbilderin von zwei frisch gebackenen Veranstaltungskauffrauen, die mit Absolventinnen und Absolventen aus insgesamt sechs verschiedenen Dienstleistungsberufen im Publikum saßen.
Anders als viele Arbeitnehmerinnen und Arbeitnehmer seien die Auszubildenden in der komfortablen Lage gewesen, nicht in Kurzarbeit gehen zu müssen und dadurch beruflich stabil zu bleiben. Dass Krise auch Chance sei, machte sie an kreativen Lösungen fest, die teilweise per „einfach machen“ gefunden worden seien und an den großen Entwicklungsschritten in der Digitalisierung. Die Berufseinsteigerinnen und -einsteiger forderte sie dazu auf, sich einzubringen und Themen ohne Scheu vorzutragen: „Sprecht, sprecht, sprecht!“ Mit auf den Weg gab Anne Dietrich den jungen Menschen ihren Rat, konkrete Pläne zu schmieden und sich auch Freiräume zur Entfaltung zu nehmen.
Schulleiter André Stallo ermunterte die Absolventinnen und Absolventen, die Welt zu erkunden und zu einem besseren Ort zu machen. Es gebe noch so viel mehr Lebensbereiche als den Beruf, die engagierte Zuwendung bräuchten. Unnötige Streitereien und Nörgeleien stünden dabei im Wege, vonnöten sei dagegen eine Haltung der Liebe, der Zuneigung und des Respekts. Menschen, denen diese Welt egal sei, könnten die Herausforderungen der realen Lebenswelt mit ihren politischen, sozialen und ökologischen Missständen nicht bestehen. Seine Forderung an die Absolventinnen und Absolventen, ihre Stimmen zu erheben und die eigenen Werte transparent zu machen, untermauerte er mit dem Ärzte-Hit: „Es ist nicht deine Schuld, wenn die Welt ist, wie sie ist. Es wär nur deine Schuld, wenn sie so bleibt.“
Mit einer sportlichen Performance verglich Juliane Hünefeld-Linkermann als Vertreterin der IHK Osnabrück – Emsland – Grafschaft Bentheim den erfolgreichen Berufsabschluss. Neben Durchhaltevermögen, Disziplin und Teamgeist hob sie hervor: „Erfolg ruht auf vielen Schultern.“ Sie bedankte sich besonders bei den ausbildenden Betrieben, bei den Lehrkräften der Berufsschule und den Prüfungskommissionen für die professionelle Begleitung als „Trainer“ durch Ausbildung und Prüfung, aber auch bei den „Fans“, bestehend aus familiärem Umfeld, Freundinnen und Freunden sowie Klassengemeinschaft.
Der „Pokal“ in Form von IHK-Zeugnis und Berufsschulzeugnis sei allerdings kein Wanderpokal, sondern etwas Bleibendes.
Die feierliche IHK-Zeugnisverleihung nahm Abteilungsleiter Bernd Krechting zusammen mit den Vertreterinnen der IHK Osnabrück – Emsland – Grafschaft Bentheim, Juliane Hünefeld-Linkermann und Evin Ercan, und der Vertreterin der Apothekerkammer, Heike Hollatz, vor. Die Klassenlehrerinnen und Klassenlehrer überreichten die Berufsschulzeugnisse.
Eine besondere Ehrung durch Ursula Meyer vom Förderverein der BBS Pottgraben erfuhren fünf Schülerinnen, die in ihren Berufsschulzeugnissen die Durchschnittsnoten 1,0 und 1,1 erreicht hatten.
Stefanie Gerwesmann